Zwölf Klassiker der Philosophie – in je einem Satz | Philosophie Magazin


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Zwölf Klassiker der Philosophie – in je einem Satz

Philomag Redaktion veröffentlicht am 15 Juni 2021 3 min

Platons Der Staat, Kants Kritik der reinen Vernunft oder Hannah Arendts Vita activa – diese Bücher gehören zum Kanon der Philosophiegeschichte. Viele von ihnen sind indes nur schwer verständlich. Zum Einstieg fassen wir für Sie deshalb zwölf wichtige Werke in je einem Satz zusammen.

Das Werk: Der Staat (4. Jahrhundert v. Chr.)
Der Autor: Platon

Will man in einem Staat leben, in dem es keine Despoten gibt, sollte man denjenigen die Macht überantworten, die sie nicht wollen, die über die Verlockungen der materiellen Welt erhaben sind sowie das Wesen der Wahrheit durchschaut haben – kurz: Man frage die Philosophen.

Das Werk: Politik (4. Jahrhundert v. Chr.)
Der Autor: Aristoteles

Der Mensch ist ein politisches Tier, das nur wirklich zu sich findet, indem es in der Stadt mit seinesgleichen über richtig und falsch sowie Gut und Böse berät, denn in anderen Gemeinschaften wie der Familie oder dem Dorf, geht es nur um das Überleben, nicht aber um das gute Leben.

Das Werk: Der Fürst (1532)
Der Autor: Niccolò Machiavelli

Wer zu Macht kommen will, darf auch vor moralisch verwerflichen Taten nicht zurückschrecken, muss beizeiten Gewalt anwenden und listig sein – am besten beides auf einmal.

Das Werk: Meditationen über die Erste Philosophie (1641)
Der Autor: René Descartes

Wenn Sie herausfinden wollen, was unumstößlich wahr ist, zweifeln Sie an Ihrer eigenen Existenz und auch sonst an allem, um festzustellen, dass Sie nicht daran zweifeln können, dass Sie gerade zweifeln, denn wer zweifelt (und damit denkt), der existiert – cogito ergo sum.

Das Werk: Leviathan (1651)
Der Autor: Thomas Hobbes

Um dem Naturzustand, dem Krieg aller gegen alle, zu entgehen, geben Bürger im Tausch für Sicherheit und Zivilfrieden Teile ihrer Freiheiten auf, was in einem Gesellschaftsvertrag zwischen Volk und absolutem Herrscher festgehalten wird.

Das Buch: Versuch über den menschlichen Verstand (1695)
Der Autor: John Locke

Da unser Verstand bei der Geburt einem leeren Blatt gleicht, gewinnen wir sämtliche Erkenntnisse und Ideen mittels sinnlicher Erfahrungen und dementpsrechend ist nichts in unserem Verstand, was zuvor nicht in den Sinnen war.

Das Werk: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (1755)
Der Autor: Jean-Jacques Rousseau

Als wir uns Menschen noch nicht miteinander verglichen, niemand einem anderen gehorchen musste und keiner etwas besaß, waren wir glücklich; leider waren wir jedoch von Anfang an dazu verdammt, soziale Wesen zu werden – und damit unglücklich zu sein.

Das Buch: Kritik der reinen Vernunft (1781)
Der Autor: Immanuel Kant

Es gibt viele Dinge, über die wir nie zu einer abschließender Erkenntnis gelangen können, beispielsweise das Wesen Gottes oder die Verfasstheit unserer Seele – leider sind es aber gerade diese Dinge, über die wir als Menschen immerzu nachdenken.

Das Werk: Phänomenologie des Geistes (1807)
Der Autor: Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Unser Bewusstsein durchlebt, ähnlich wie die menschliche Geschichte, ein Abenteuer, in dem es durch Auseinandersetzung und Versöhnung sowie Unterwerfung und Beherrschung zur absoluten Erkenntnis kommen kann, die die Vereinigung aller vorherigen Etappen darstellt.

Das Werk: Das Kapital (1867)
Der Autor: Karl Marx

Der Kapitalismus erzeugt eine Abfolge von Krisen sowie die Ausbeutung der Lohnarbeiter, da ein Teil der Arbeitskraft, die der Arbeiter zur Wertschöpfung bereitstellt, von den Kapitalisten einbehalten wird – weshalb wir den Kapitalismus hinter uns lassen sollten.

Das Werk: Das Sein und das Nichts (1943)
Der Autor: Jean-Paul Sartre

Das Wissen darüber, dass uns alles möglich ist, dass wir uns verwirklichen oder aber unser wahres Selbst verleugnen können, führt uns die ganze Spannbreite unserer Existenz vor Augen; niemand außer uns selbst ist für uns verantwortlich, wir sind zur Freiheit verdammt.

Das Werk: Vita activa oder Vom tätigen Leben (1958)
Der Autor: Hannah Arendt

In der Moderne haben die Menschen den öffentlichen Raum zugunsten ihrer Arbeit und ihres Privatlebens aufgegeben – wenn wir doch nur den antiken Tatendrang wiederentdecken könnten, um der Politik und der freien Existenz ihren Stellenwert in der Mitte des Lebens zurückzugeben. •

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