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Modellrechnung: Ungebremste FCKW-Produktion hätte zu »verbrannter Erde« geführt

Das Montreal-Protokoll stoppte im Jahr 1989 die Herstellung von FCKW. Ohne das Verbot hätte der Menschheit eine zusätzliche, noch verheerendere Klimaerwärmung gedroht.
© AleksandarGeorgiev / Getty Images / iStock (Ausschnitt)

Dass sich die Weltgemeinschaft im Jahr 1989 auf das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) einigte, gilt als epochaler Durchbruch der globalen Umweltpolitik und Vorbild für die nun notwendigen Übereinkommen zur entschiedenen Begrenzung des CO2-Ausstoßes.

In einer Modellrechnung analysiert ein Wissenschaftlerteam nun ein hypothetisches Szenario: Was wäre geschehen, wenn die Welt sich nicht auf das FCKW-Verbot hätte einigen können und weiterhin ohne Einschränkung FCKW produziert hätte? Es zeigt sich, dass mit dem Montreal-Protokoll die Welt vor einer zusätzlichen, dramatischen Erwärmung bewahrt wurde. Wäre die Produktion der Chemikalien ungebremst bis ans Ende dieses Jahrhunderts weitergegangen, wäre die Welt wohl um rund 2,5 Grad wärmer, als sie es durch den ohnehin bereits angestoßenen Klimawandel sein wird.

Warum, führen Paul Young von der Lancaster University und Team in einer Fachpublikation im Wissenschaftsmagazin »Nature« aus. FCKW haben eine doppelte Klimawirkung: Sie sind zum einen hochwirksame Treibhausgase, die stärker noch als Kohlendioxid oder Methan die Wärme in der Atmosphäre halten. Dies allein hätte die globale Durchschnittstemperatur um rund 1,7 Grad erhöht, zeigen die Simulationen des Teams.

Zum anderen wirken FCKW über die Vegetation auf den Kohlendioxidhaushalt der Erde. Ohne das Montrealer Abkommen wären bis Ende des Jahrhunderts bei ungebremstem FCKW-Ausstoß nur mehr Reste der Ozonschicht übrig geblieben. Durch die starke UV-Einstrahlung wäre das Pflanzenwachstum zurückgegangen und damit auch die Fähigkeit der Vegetation, Kohlenstoff zu binden. Dieser Effekt käme dem Ausstoß von 325 bis 690 Gigatonnen CO2 gleich und dieser wiederum einer Erwärmung von rund 0,8 Grad, ergaben die Berechnungen.

Selbst wenn die Menschheit von heute auf morgen ihren Treibhausgasausstoß auf null reduzieren könnte, wäre die Durchschnittstemperatur durch die beiden Effekte der FCKW um rund 2,5 Grad Celsius gestiegen. In Kombination mit dem bereits jetzt schon erfolgten Temperaturanstieg um 1 Grad hätte die Menschheit am Ende dieses Jahrhunderts also mit 3,5 Grad zu kämpfen gehabt. Das liegt weit jenseits der Grenze von 1,5 Grad, die etwa die Autorinnen und Autoren des unlängst erschienenen 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats für beherrschbar halten.

Wie das Team schreibt, zeige seine Analyse, dass der Erfolg des Montreal-Protokolls weit über den Schutz der Ozonschicht und der menschlichen Haut hinausgehe. Wären dem FCKW-Ausstoß keine verbindlichen Grenzen gesetzt worden, wäre eine »verbrannte Erde« die Folge gewesen.

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Jan Dönges ist Redakteur bei »Spektrum.de«.