Alarmierender Giftcoctail in unseren Bächen

Alarmierender Giftcoctail in unseren Bächen

Pro Natura Magazin, Mai 2017

Die Pestizidbelastung in den kleinen Fliessgewässern der Schweiz ist alarmierend. Zu diesem Schluss kommt das Wasserforschungsinstitut der ETH, die Eawag, aufgrund einer breit angelegten Studie. Anhand von 1800 Wasserproben ermittelte die Eawag die Belastung von sechs Gewässern innerhalb eines halben Jahres. Und dabei wurden 128 Wirkstoffe nachgewiesen: 61 Herbizide, 45 Fungizide und 22 Insektizide.
Beunruhigend ist zudem die Tatsache, dass dieser Giftcocktail konstant ist. In 80 Prozent aller Proben wurden Grenzwerte überschritten, und im Schnitt wurden in jeder Probe zwischen 20 und 40 Substanzen gefunden. «Die Resultate lassen wenig Interpretationsspielraum», hält das Eawag deshalb unmissverständlich fest: Die Kriterien der Ökotoxizität werden oft um ein Vielfaches überschritten, in zwei der untersuchten Bäche (BL, TG) ununterbrochen während fünfeinhalb Monaten. Die Folgen dieser massiven Pestizidbelastung waren ebenfalls Teil der Eawag-Studie: 30 wurden bei untersuchten Bachflohkrebsen erhöhte Mortalität und lethargisches Verhalten festgestellt.
Kleine Fliessgewässer machen drei Viertel des Schweizer Gewässernetzes aus. Bisher gab es dort keine Messstellen, welche die Wasserqualität über längere Zeiträume überwachten. Diese Lücke hat die Eawag nun geschlossen. Die fünf untersuchten Gewässer wurden nach unterschiedlichen Kriterien ausgesucht: Die Walliser Tsatonire fliesst steil und mitunter durch Rebbaugebiete. Der Eschelisbach (TG) und Weierbach (BL) haben ein bescheidenes Gefälle und fliessen durch teilweise drainierte Ackerbaugebiete. Mit dem Mooskanal (BE) und dem Canale Piano di Magadino (TI) wurden auch zwei Gewässer in landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebenen beprobt.
Pro Natura bekräftigt aufgrund der alarmierenden Studienresultate ihre Forderung für eine markante Pestizidreduktion. Im bundesrätlichen Aktionsplan Pestizide fehlten in der ersten Vernehmlassungsvorlage aber griffige Massnahmen. Auch deshalb sind nun zwei eidgenössische Initiativen lanciert worden, die den Pestizid» Einsatz einschränken respektive verhindern wollen. raw

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